Im dritten Jahr in Folge waren wir in den Osterferien auf einer Insel. Diesmal war es aber nicht die britische, sondern die irische. Acht Tage Dublin standen auf dem Programm (–> gälisch: Duibhlinn = Schwarzer Teich. Der eigentliche gälische Name ist Baile Átha Cliath = Stadt an der Hürdenfurt).
Hier der Bericht:
Samstag, 08. April: Ankunft in Dublin
Unser Flug ging am Nachmittag und wir waren überrechtzeitig in Schönefeld. Wie auch immer geartete Berichte über schlimme Flugerlebnisse mit Ryanair trafen auf uns nicht zu. Alles klappte reibungslos. „Wir“ waren insgesamt 17 Schachspieler: 1 x Gryps, 2 x Mattnetz, 2 x Neuenhagen, der Rest Borussia. Ankunft am Flughafen, Fahrt mit dem Bus in die Innenstadt (Mist, doch Linksverkehr), Suche der Jugendherberge, Einchecken, Zimmerbeziehen, Einkaufen, Abendbrot: ging alles relativ problemlos. Wir hatten Zeit, bekamen wir doch eine Stunde beim Überqueren einer Zeitzone geschenkt. Die 6 Jungs wurden in ein 6-Bett-Zimmer gesperrt, die Mädels auf ein 6er- und ein 4er-Zimmer aufgeteilt. Ich selbst durfte mir mein 4er-Zimmer die Woche über mit wechselnden Gästen teilen. Wenn doch nur das Bett nicht so hart und das Kissen nicht so klein gewesen wäre – ging aber alles. Ansonsten war die Jugendherberge gut ausgestattet: schnelles WLAN, freie Nutzung der Computer, große Küche, ein Essenraum mit ganz vielen Steckdosen, in dem man sich also länger aufhalten konnte. Ich wunderte mich am Samstagabend noch, dass in Dublin so viele Menschen unterwegs waren, stellte aber fest, dass wir gegenüber dem Bezirk Temple Bar wohnten und es also an einem Samstagabend entsprechend voll in den Straßen war.
Sonntag, 09. April: Dalkey Island und Killiney Hill
Das Frühstück war gottseidank kontinental, aber immer noch etwas zu britisch: Toast, dazu die üblichen Beläge. Schokopulver für die Milch hatten wir mitgebracht.
An unserem ersten Tag ging es nach Dalkey, einem reichen Vorort von Dublin. Leider haben wir aber weder Chris de Burgh noch Enya getroffen. Ursprünglich war eine Wanderung zum Killiney Hill vorgesehen, aber es kam doch etwas anders.
Mit dem Zug ab Connolly Station ging es günstig und leicht bis Dalkey. Nach Besuch der Touriinfo schlugen wir uns umwegig bis zum Hafen durch. Dort sahen wir die Insel Dalkey und beschlossen spontan uns übersetzen zu lassen – Dank „Ken, the ferrymen“ war das auch möglich, wenn auch nur gruppenweise. Drüben angekommen stellte sich der Plan als gute Idee heraus. Wir erkundeten die Insel mit ihrer verfallenen Kirche, Batterie und dem Wachturm und sahen eine Menge Kaninchen, Ziegen und Seelöwen. Es gab viel zu Klettern und zu Entdecken. So stellte Isi empirisch fest, dass die Irische See nass ist. Nachdem uns Ken wieder zurückgebracht hatte, erstiegen wir dann doch noch den Killiney Hill (170 m) mit dem Obelisken, der eigentlich die Form eines Zuckerhutes hat, zu sehen. Niels war spontan der Meinung den direkten Weg zum Gipfel zu nehmen statt des Wanderweges und so ging die Hälfte quer durch die Botanik, war 15 min nach mir da (falscher Gipfel) und sah aus wie nach dem Kohleschaufeln.
Zurück in Dalkey gingen wir noch fix einkaufen und fuhren nach Dublin – Tara Street zurück. Abends gab es selbstgekochte Spaghetti. Leidergibt es auch in Irland keine bezahlbaren, geschweige denn genießbaren Würstchen :-(. Allgemein ist das Essen dort relativ teuer, im Gegensatz zu den Fahrkarten. Der Abend wurde wie alle folgenden auch mit Werwolf und Quizduell beendet.
Ich hatte übrigens gut Sonnenbrand im Gesicht, was alle Iren, denen ich das erzählte, irgendwie stolz machte, da es wohl eher selten ist, dass man in Irland Sonnenbrand bekommt.
Montag, 10. April: Wanderung auf dem Dublin Mountains Way
Ursprünglich wollten wir in die schöne Umgebung der Wicklow Mountains und ins Glendalough-Tal, allerdings ist beides weder per Bahn noch Bus zu erreichen :-(. Also blieb Plan B. Zugfahrt bis Shankill und eine Wanderung über die ersten Kilometer des Dublin Mountains Ways. Geplant waren die ersten beiden Hügelchen zu ersteigen. Allerdings wurden mehr Rasten als geplant eingelegt und wir waren langsamer, als erwartet, sodass es gerade mal für einen (278 m) reichte. Doch auch der bot eine schöne Aussicht auf das Dubliner Umland und viel Natur. Bergab entschieden wir uns spontan den Bus nach Hause zu nehmen, der praktischerweise für nur 2 € direkt bis vor unsere Haustür fuhr.
Dort ging es erneut ans Einkaufen, Souvenirshoppen und mal kurz in das schöne, alte Postgebäude zum Briefmarken kaufen. Es gab heute Karlsbader Schnitten.
Dienstag, 11. April: Misslungenes Sightseeing und Vergleichswettkampf
Eigentlich wollten wir vormittags eine Stadtbesichtigung machen und entschieden uns für die Besichtigung einer Schokoladefabrik. Das ging leider nach hinten los und es gab nichts zu besichtigen. Dafür hatten wir eine Busfahrt durch Dublin und konnten alle architektonischen Höhepunkte der Stadt besichtigen. Danach blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Stichkampf und der eine Teil erholte sich noch in der JH vom Vortag oder ging Bummeln, der andere war im Science Center und sah sich eine Ausstellung an, die eine Mischung aus Kunst und Robotik war. Am interessantesten fand ich den Roboter, der je nach Glücklichkeit fröhliche oder traurige Bilder malte, was man an den Mustern und der Verwendung heller oder dunkler Farben erkannte. Die Glücklichkeit wiederum konnte man beeinflussen, indem man ihn anlächelte. Also grinsten wir ihn permanent an und konnten die Happyness von 22 auf 23% steigern 🙂
Zu 14 Uhr waren wir zum Vergleichswettkampf eingeladen. Es war gottseidank nur 15 min zu Fuß entfernt. Anwesend waren außer uns noch Teams aus Dublin süd, Dublin nord und Leinster (die Region um Dublin, eine der 4 irischen Regionen). Alles wurde organisiert von Maura Osborne aus Dublin. Bedenkzeit waren 30 min. Nach kurzer Begrüßung ging es auch gleich los. Der erste Gegner war Dublin süd. Wir konnten mit 12,5 zu 3,5 gewinnen. Im zweiten Spiel wartete Norddublin und erwies sich als stärkster Gegner: 8,5 zu 7,5 hieß es am Ende. Das Team Leister hingegen war dann wieder leichter: 10 zu 6. Die Namen der Gegner waren interessant. Neben typisch englischen Namen gab es auch viele gälische Namen. So wird z.B. Aoife wie Eve ausgesprochen, hat aber von der Herkunft her nicht mit Eva zu tun. Wieder was gelernt.
Bei der Siegerehrung wurde der beste Spieler jedes Teams ausgezeichnet. Das war bei uns Isi. Zwar hatten auch Lotti und Nadja 3/3, saßen aber weiter hinten. Im Übrigen ging keiner unserer Spieler mit 0/3 nach Hause. Den Gesamtsieg holten wir auch und können uns nun über eine schöne Glasplakette freuen. Sowas sollte ich mir mal für die BJEM raussuchen. Mal was anderes.
Abends wurde frei gekocht. Bei uns gab es gefüllte und überbackene Champignons.
Mittwoch, 12. April: Naturkundemuseum und Malahide
Vormittags stand erneut Sightseeing an. Wir waren im Naturkundemuseum von Dublin und schauten uns eine ganze Reihe ausgestopfter Tiere an. War ganz nett. Auf dem Weg zum Bahnhof ging es vorbei an einer Bäckerei und ich leistete mir einen typisch Dubliner Gur Cake. Sollte man mal probiert haben. War auch ganz lecker.
Danach ging es mit dem Zug nach Malahide. Der Badeort nördlich von Dublin sollte Ort unseres nächsten Wettkampfes werden. Zuerst gab es aber eine kleine Fahrt durch das Örtchen. Wir sahen das Schloss, den Strand und probierten den tollen Spielplatz aus. Umhergefahren wurden wir in so einer Elektroeisenbahn auf Rädern, die gottseidank überdacht war, weil sich das Wetter auf April eingestellt hatte. Danach ging es in den örtlichen Schachklub. Auch die Iren waren schon da und es gab erstmal – typisch britisches – Lunch für alle: Hotdogs, Sandwiches, Wraps, Chips und allerlei mehr – lecker. Danach gab es ein 5-rundiges Schweizer System-Turnier getrennt in u1200 und ü1200. Leider konnten wir in keinem der beiden Turniere einen 1. Platz holen. Erfolgreichste Spielerin im ü1200-Turnier war Swenja mit 4/5. Da reichte es zumindest zu einem Podestplatz. Zweitbeste Deutsche wurde Luise mit 3,5 Punkten, es folgte Niels mit 3 Punkten. Im u1200-Turnier kam Lotti auf 4/5 und einen Podestplatz. Bei den Deutschen folgten Nadja (3,5) und Tami, Maali und Lulu (je 3). Bedenkzeit waren 15 min. Genaue Listen mit allen Ergebnissen habe ich leider nicht. Auch diesmal ging kein Deutscher mit 0/5 nach Hause.
In Dublin entdeckten wir den 1,50-Laden, der im weiteren Verlauf der Woche unser bester Freund werden sollte. Auch am Orientladen gingen wir vorbei und probierten Jakobsfrucht und Chilis. Kochen war erneut freigegeben und da viele noch satt vom Lunch waren, gab es eher weniger. Isi und ich ernährten uns artig vegetarisch von 1,5 Kilo Naturjoghurt (+ Banane, Walnüsse, Honig). Joshi probierte sich an Eierkuchen und war ohne Schneebesen und nach 3 Pfannen sogar erfolgreich.
Donnerstag, 13. April: Trinity College und Howth
Ich stand gleich früh am Morgen auf, da ich kurzfristig eine Karte für die Bibliothek des Trinity Colleges gekauft hatte. Isi, Lulu und Swenja begleiteten mich, sodass wir als Familie reinkamen und Geld sparten. Wir sahen die Ausstellung um das Book of Kells, einem alten Buch, das sogar Weltdokumentenerbe ist und die 4 Evangelien beinhaltet. Auffällig sind die sehr schönen und aufwendig verzierten Anfangsbuchstanden und Handschriften. Danach ging es in den long room der Bibliothek, in dem Büsten von berühmten Denkern und Iren stehen sowie ne Menge Bücher.
Zurück in der Jugendherberge fuhren wir nach Howth, der Halbinsel nördlich von Dublin. Leider waren wir nur zu acht. Die anderen wollten sich noch etwas erholen und waren im Kino, „chillen“ oder spielten Black Stories.
Howth ist ein typisches Fischerdorf. Es wurde sehr viel fangfrischer Fisch verkauft und alle bekamen Hunger auf Fischbrötchen, was leider in Irland und Großbritannien unbekannt ist. Doch wir fanden eine Art Fischrestaurant mit Fish to go, sodass wir doch noch an lecker Fishburger oder Fish and Chips kamen. War übrigens echt lecker. So gestärkt ging es zum Kai, weiter an der Küste mit bester Aussicht zur größten Erhebung der Insel. Unterwegs sahen wir einige Tümmler, allerdings waren sie zu weit weg und zu kurz an der Oberfläche, als dass mir ordentliche Fotos gelangen. Auf dem Golfplatz wurde Isi Sieger im Bergrunterrollen und damit Oberrollmops, Joshi fand nach gefährlicher Suchen einen Golfball. Bei der Wanderung zurück übten alle mit großen und kleinen Bällen oder Kronkorken das Einlochen.
Nach einem wirklich schönen Tag in Howth ging es mit dem Zug zurück in die Jugendherberge.
Freitag, 14. April: Belfast
Aus irgendeinem Grund sprachen sich alle dagegen aus, den Zug um 07:35 Uhr nach Belfast zu nehmen. Komisch. Waren wir also um 09:30 Uhr unterwegs nach Belfast. Die Fahrt dauerte 2 h 15 min. Dort angekommen hatten wir das erste Mal wirklich schlechtes Wetter. Die Tage vorher war es nur windig, aber nie so wirklich kalt oder gar nass. Doch in Belfast regnete es. Wir gingen zunächst zur Touriinfo, wo ich die ersten Pfund austeilte. Gottseidank konnte man auch mit schottischen Pfund in Nordirland bezahlen. Danach gingen wir in Richtung Titanic-Museum. Unterwegs kamen wir leider am Disneyladen vorbei und die Hälfte der Mädels sah sämtliche Kindheitsträume erfüllt. Es ging weiter zum Titanic-Museum, wo wir aber nie ankamen (was für eine Anspielung :-)). Denn unterwegs lauerte das W5, ein Mitmachwissenschaftsmuseum, ähnlich dem, das wir aus Glasgow kannten. Wir entscheiden uns nach Abstimmung dafür und hatten 1,5 h Stunden Spaß am Ausprobieren und Entdecken.
Sodann ging es zurück in die Innenstand, wo wir im edlen Europa-Hotel unseren Wettkampf gegen die Nordiren hatten: 2 Runden, 30 min Bedenkzeit. Leider mussten wir den Anstrengungen Tribut zollen und verloren zweimal 6,5 zu 8,5, gegen allerdings starken Nordiren mit teils hohen Wertzahlen, wie wir an den Elos abschätzen konnten (an dieser Stelle der Hinweis, dass Caesar gleiches geschrieben hätte, Latein bringt einen an so vielen Stellen weiter…). Stärkste Deutsche waren Adrian, Alex, Lotti und Lulu mit je 2/2.
Direkt im Anschluss ging es zurück zum Bahnhof, wo schon der Zug wartete. Leider fuhren wir nur bis Drogheda, sodass wir die restliche Strecke mit dem Bus zurücklegten. Die Irische Bahn kommt auf die gute Idee, genau zum Osterwochenende an ihren Strecken zu bauen. Kennen wir irgendwoher…
Zum Abendessen gab es Pizza für alle. Wir waren im Restaurant um die Ecke. Finanzielle Unterstützung hatten wir dabei von Lulu und seiner Mutter. Die beiden hatten nämlich beim letzten ABC-Turnier französische Crêpes verkauft und die Einnahmen gespendet. So kamen wir an ein für alle reichhaltiges und dennoch preiswertes Abendbrot. Ich hatte Spaß dabei meine Wette gegen Isi und Lotti, dass sie ihre Salami-Pizza Größe L nicht schaffen, zu verlieren :-). Am nächsten Tag gabs dann für Isi ein Eis.
Samstag, 15 April: Tag der Abreise
Es ging nach Hause. Noch ein bisschen Geld im 1,50-Laden lassen und schon saßen wir um Bus zum Flughafen. Entgegen meiner Befürchtungen kamen wir gut durch. Der Flug verlief wie hinwärts entspannt. Unser Irlandabenteuer war damit zu Ende.
Wir bedanken uns bei den Iren um Maura Osborne sowie den Nordiren um Ross Harris für die Organisation der Wettkämpfe und dem Ganzen Drumherum. Wir hoffen, dass die Gastgeschenke bei allen Gegnern und Ausrichtern gut ankamen. Die Woche in Irland war für uns eine sehr schöne Erfahrung.
Mal schauen, wo es nächstes Jahr hingeht.